Aufmerksamkeits–Defizit–Hyperaktivität–Störung AD/HS

Was bedeutet das?
Unaufmerksamkeit, erhöhte Ablenkbarkeit und motorische Überaktivität bei Kindern sind ein lang bekanntes Problem. Dies belegen z. B. die Fallbeschreibungen des Frankfurter Nervenarztes Heinrich Hoffmann aus dem Jahre 1845. Seine Bildergeschichte vom Zappelphilipp und Hans Guck-in-die-Luft veranschaulichen die Schwierigkeiten solcher Kinder und deren Eltern.

Aufmerksamkeitsstörungen äußern sich vor allem darin:

  • dass Aufgaben (z. B. Diktatschreiben) hektisch, nachlässig und unzureichend bewältigt werden

Das beobachtbare Verhalten ist dabei oft nur wenig planvoll und unzureichend durchdacht. Die Kinder neigen vielmehr dazu, ohne vorausgehende Überlegungen zu handeln und vorschnell  "verkürzte" Problemlösungen zu suchen. Sie haben große Schwierigkeiten, bei einer Aktivität zu bleiben und Dinge zu Ende zu bringen. Stattdessen wenden sie sich immer wieder neuen Inhalten zu und verfolgen rasch wechselnde Ziele. Aufmerksamkeitsgestörte Kinder erscheinen zum Teil wie aufgezogen - ständig auf dem Sprung - ihre Schwierigkeit, eine Zeit lang still zu sitzen, eskaliert oft in wachsender Bewegungsunruhe, was in vielfältiger Weise zu Konflikten führt.

Aufmerksamkeitsstörungen sind im Wesentlichen durch Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität gekennzeichnet. Die drei Symptombereiche können gemeinsam oder getrennt auftreten.

Leistungsspektrum - Therapien für Kinder

  • Entwicklungsdiagnostik und Behandlung in allen Wahrnehmungsbereichen
  • Sensorische Integrationstherapie  nach J. Ayres
  • Visuelle Wahrnehmungsförderung nach M. Frostig
  • ADHS - verhaltensorientierte Therapie
  • Beratung und Behandlung von Feinmotorik - und Graphomotorikstörungen

Ergotherapeutische Zielsetzungen

Die Aufgabe der Ergotherapie besteht darin, das Kind in seiner Handlungsfähigkeit so zu unterstützen, dass es in der Lage ist im Alltag situationsentsprechend und angemessen tätig zu sein und situationsgerecht handelt. Das umfasst vor allem die Organisation, Strukturierung und Entwicklung von Handlungsplanung und Handlungsausführung.

Mit Hilfe von speziell für Patienten mit AD/HS entwickelten Therapieprogrammen (z. B. Training nach Prof. Lauth und Prof. Schlottke, das Alertprogramm, THOP) werden die Kinder dazu angeleitet, ihre inneren Erregungs- und Spannungszustände zu erkennen und positiv beeinflussen zu können. Dabei werden bereits vorhandene Strategien des Kindes genutzt, ihm bewusst gemacht und neue geeignete Verhaltensstrategien erarbeitet.

Eventuell zusätzliche Probleme des Kindes, wie z. B. fein- oder grobmotorische Störungen sowie Dysfunktionen in der sensorischen Integration werden in die ergotherapeutische Behandlung einbezogen.

Was heißt überhaupt Wahrnehmung?

Wahrnehmung ist ein dauernder Prozess, der dem Menschen Auskunft über seine Umwelt und sich selbst gibt. Für eine gesunde Wahrnehmung brauchen wir viele verschiedene Reize, intakte Sinnesorgane, Nervenbahnen und eine gut funktionierende sensorische Integration. Sensorische Integration heißt: das Gehirn nimmt Informationen von den Sinnen auf, sortiert aus, koordiniert und verarbeitet diese, so dass es zu einer angepassten Reaktion kommt.

Wahrnehmungsstörungen

Die Wahrnehmungsprobleme beruhen auf einer Funktionsstörung des Gehirns. Durch mangelhafte Verarbeitung der Sinneseindrücke wird die Umwelt lückenhaft, verzerrt und undeutlich erlebt. Je nach Schweregrad der Wahrnehmungsstörung zeigen sich verschieden stark ausgeprägte Symptome, z.B. Überaktivität oder ausgeprägte Passivität, Verzögerungen der Sprachentwicklung, Lernprobleme und meistens eine körperliche Ungeschicklichkeit.

Therapieansatz

Bei der Therapie geht es nicht darum, diese Symptome anzugehen, sondern um die Hirnfunktionsstörung selbst. Es hat wenig Sinn, genau die Dinge zu üben, die dem Kind Mühe bereiten. Statt mit einem Kind zu üben, was ihm schwer fällt, kontrolliert die Therapeutin die Vorstufen dieser Fähigkeit und arbeitet aufbauend an diesen Problemen. Bei der sensorischen Integrationstherapie nach Jean Ayres werden dem Kind bestimmte Stimuli in einer bewusst gestalteten Umwelt angeboten (z.B. propriozeptive Reize beim Kriechen durch eine enge Röhre). Dies soll die Organisation des Gehirns verbessern und es dem Kind erleichtern, sich zurechtzufinden. Dabei spielen Reize auf die drei Basissinne eine große Rolle. Es ist darum wichtig, mit der Therapie auf der Ebene, auf der sich das Kind befindet, einzusteigen. Hat es genügend Erfahrungen gesammelt, macht es den nächsten Entwicklungsschritt, aus einem natürlichen Drang heraus, von selbst.

Sensorische Integration ist die Aufnahme von Sinnesinformationen, ihre Weiterleitung im Nervensystem und ihre Deutung im Gehirn zum Handlungsgebrauch. Dieser Entwicklungsvorgang beginnt lange vor der Geburt, ist im frühen Kindesalter besonders rasch, setzt sich aber lebenslang fort. Er ist die Grundlage von Bewegung, Sprache und Lernen und der Schlüssel zu sinnvoller Handlung. Dieser Prozess der sensorischen Integration kann gestört sein. Das äußert sich in unterschiedlichsten Problemen.